Die Entwicklung von LibreOffice teilt sich - grob gesagt - in zwei Entwicklungslinien auf. So wurde z.B. in den vergangenen Monaten zeitgleich an den Versionen 3.5 und 3.6 gearbeitet. In der jeweils jüngeren Entwicklungslinie (z.B. 3.6) wird zunächst in erster Linie an neuer und erweiterter Funktionalität gearbeitet; hierbei entstehen regelmäßige Unterversionen (ca. alle 6 Wochen), die in der dritten Stelle der Versionsnummer gezählt werden: 3.6.0, 3.6.1, 3.6.2 usw.
Zur gleichen Zeit befindet sich die jeweils ältere Entwicklungslinie (hier z.B. 3.5) bereits in einem "reiferen" Zustand: etwa ab der vierten Unter-Version (z.B. 3.5.4, 3.5.5, ...) werden keine neuen Funktionen mehr hinzugefügt, sondern es werden nur noch von Nutzern gemeldete Fehler behoben und aktuelle Sicherheitsanpassungen vorgenommen. Ab diesem "Reifegrad" gilt eine Version als "unternehmenssicher", d.h. sie könnte ohne Bedenken innerhalb einens größeren Unternehmensnetzwerk ausgerollt werden.
Der Entwicklungszyklus einer Version beträgt in der Regel 6, manchmal 7 Unterversionen. Hat sie, wie derzeit z.B. die 3.5.7 die letzte Unterversion erreicht, wird sie nicht mehr verändert und bleibt als endgültige Fassung "ihrer" Versionslinie bestehen. Nun wenden sich die Entwickler der "Ausreifung" der jüngeren Entwicklungslinie zu (z.B. 3.6.4 - 3.6.6) und beginnen wiederum zeitgleich die Arbeit an einer neuen Entwicklungslinie.
Aktuell begegnen wir folglich folgenden Versionen (siehe auch Versionshinweise auf der Homepage von LibreOffice)
- LibreOffice 3.5 (in Version 3.5.6 und 3.5.7)
- ausgereifte Version, die keine weiteren Veränderungen mehr erfahren wird; offiziell empfohlene Version
- LibreOffice 3.6 (in Version 3.6.4)
- aktuell entwickelte Version, enthält neue Funktionen, wird noch mindestens 2 Updates (Fehlerbehebungen) erfahren
- LibreOffice 4.0 Beta
- künftige Entwicklungslinie, neueste Funktionalität, bislang nur zum Testen verfügbar
Privatnutzern, die Wert auf neue Funktionalität legen und gern auf aktuellstem Stand sein möchten, kann somit seit Erscheinen der vierten Unterversion guten Gewissens die 3.6 (3.6.4) empfohlen werden; hier sind z.B. in Calc im Bereich der bedingten Formatierung schöne neue Effekte verfügbar.
Im Umfeld größerer Organisationen und Unternehmen mit mehreren Hundert PCs sollte man sich angesichts des großen Aufwands den Zeitpunkt eines Versionswechsels jedoch gut überlegen; schließlich sollten möglichst alle Arbeitsstationen die gleiche Version (bzw. Versionslinie) enthalten. Daher sollte im professionellen Umfeld erst dann auf eine neue Hauptversion gewechselt werden, wenn sie sich am Ende ihres Entwicklungszyklus befindet und keine weiteren Updates mehr zu erwarten sind. Auch dann sollte gut abgewogen werden, ob neue Funktionalität, behobene Fehler und Leistungssteigerung den Aufwand für ein flächendeckendes Update rechtfertigen.
Derzeit stellen wir im Bistum Würzburg sukzessive sämtliche PCs von verschiedenen älteren OpenOffice.org Versionen auf dessen Nachfolger LibreOffice um. Hierbei haben wir uns für die stabile und solide Version 3.5 entschieden entschieden (3.5.6 bzw. 3.5.7). Momentan gibt es im Bistum Würzburg keinen Grund, auf die LibreOffice 3.6 zu wechseln.
Installation und Update von LibreOffice sollten auf dienstlichen Geräten ausschließlich durch Mitarbeiter der EDV-Stelle erfolgen.
Und was ist mit der Version 4.0?
Mutige und neugierige Privatanwender können sich gern ansehen, was diese neue Hauptversion bringen wird - aber bitte auch auf einem Privat-PC.
Bis diese Entwicklungslinie ihren Zyklus durchlaufen hat und als stabil empfohlen wird, gehen noch einige Wochen und Monate ins Land. Und dennoch hat die Community bereits die Möglichkeit, zu beobachten, zu testen, sich einzubringen und somit an der Entwicklung des Produkts teilzuhaben.
Letztlich profitieren "Unternehmenskunden" wie wir als Diözese genau von dieser Kultur der Teilhabe und der Beteiligung vieler - der Kultur von freier und OpenSource Software. Einer Kultur, wie sie bei einem kommerziellen und ausschließlich an Profit orientierten Hersteller nicht möglich wäre.